Ruanda ist Heute
Als die amerikanische Kongressabgeordnete Patricia Schroeder Ende April 1994 gefragt wurde, warum sich die Vereinigten Staaten nicht engagierter für ein Ende des Mordens in Ruanda einsetzten, antwortete die Demokratin ehrlich: Sie habe Hunderte von Anrufen von Wählern erhalten, die sich um die Gorillas in Ruanda sorgten. Nach den Menschen habe sich nur selten jemand erkundigt.
Vor genau 20 Jahren, zwischen April und Juni 1994, wurden in Ruanda mehr als 800.000 Menschen systematisch ermordet. Zum Jahrestag werden Politiker “nie wieder” mahnen und Menschenrechtsorganisationen auf das Versagen der Vereinten Nationen hinweisen, die den Völkermord weder verhinderten noch aufhielten.
Heute warnt der UN-Generalsekretär vor einem Völkermord in der Zentralafrikanischen Republik. Im Südsudan attackieren Regierungssoldaten wie Rebellen Zivilisten der jeweils anderen Ethnie. In Syrien starben in den letzten drei Jahren mehr als 100.000 Menschen. Dass sie dagegen so gut wie nichts unternimmt, dafür muss sich Bundeskanzlerin Angela Merkel heute ebenso wenig gegenüber den Wählern rechtfertigen wie Helmut Kohl vor 20 Jahren. Warum? Die deutsche Friedensbewegung geht sofort auf die Straße, wenn amerikanische Luftschläge in Syrien diskutiert werden. Wieso nicht gegen die Gewalt an Hunderttausenden syrischen Zivilisten? Wir demonstrieren gegen Atomkraft und G‑8-Gipfel. Wieso nicht auch gegen Völkermord? Wir empören uns über den Bau eines Bahnhofs und spenden für vom Aussterben bedrohte Tierarten. Warum empören uns nicht auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit so sehr, dass wir politischen Druck erzeugen?
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