Sicherheit fördern in Krisen und Konflikten
Stabilisierung und Friedensförderung neu aufstellen
US-Präsident Trumps Zerschlagung der US-Auslandshilfe bedroht nicht nur das globale System der humanitären Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Sie verschärft auch einen breiteren Trend massiver Kürzungen bei der Förderung von Sicherheit und Frieden.
Seit 2020 haben sich Krieg, Konflikte und ihre Folgen weltweit fast verdoppelt. Für das Jahr 2025 wird mit rund 20.000 konfliktbedingten Todesopfern pro Monat gerechnet. Immer häufiger klimabedingte Schocks tragen zusätzlich zu steigendem Blutvergießen bei – ein Trend, den kein Land ignorieren oder aussetzen kann. Zwischen 2018 und 2023 ist die Zahl der gewaltsam Vertriebenen um 53% gestiegen, während die OECD-Geber ihre nichtmilitärischen Investitionen in Frieden und Sicherheit bereits um 17% reduziert haben. Für 2025 rechnen wir mit einem weiteren Rückgang um 34%.
Gleichzeitig bietet sich eine einmalige Chance zur Neuausrichtung eines Arbeitsfeldes, dessen Wachstum (+170% zwischen 2004 und 2018) lange schneller verlief als die strategische Weiterentwicklung seiner Ansätze. Gelingt es führenden Gebern – allen voran der EU und Deutschland – diesen Umbau gezielt und ergebnisorientiert zu gestalten?
Die aktuelle Lage zwingt zu Entscheidungen mit langfristigen Folgen für Menschenleben und die Sicherheitsinteressen Europas. Die bisherigen Kürzungen reißen eine Lücke von zwischen knapp 0,9 und 4,1 Milliarden US-Dollar pro Jahr – gerade einmal 0,2% bis 0,7% der voraussichtlichen zukünftigen Verteidigungsausgaben der EU-Staaten. Einsparungen bei ziviler Friedensförderung können militärische Aufrüstung daher nicht finanzieren. Ihre Gleichsetzung ist daher politischer Populismus. Ob diese Instrumente überleben und wirksam eingesetzt werden, ist eine Frage politischer Weitsicht.
In diesem Papier zeigen wir zunächst die Trends, ziehen Bilanz und empfehlen dringende, grundsätzliche Veränderungen. Zudem entwickeln wir ein Logikmodell, das zentrale politische Abwägungen der Priorisierung knapper Ressourcen transparent macht.
Unser Schwerpunkt ist Geld: Wer zahlt wofür, und landet das vorhandene Geld effizient bei den vielversprechendsten Interventionen? Wie lässt sich weniger Geld effizienter nutzen, auch um die notwendige Stärkung von Investitionen besser zu begründen?
Das Papier erweitert unsere Studie „Peace and Security Aid in Crisis: Rethinking Civilian Investment and Local Leadership“ (GPPi 2025, mit Maximilian Biller) sowie frühere Untersuchungen im Rahmen der Studie „Follow the Money: Investing in Crisis Prevention“ (GPPi 2021, mit Sofie Lilli Stoffel). „Peace and Security Aid in Crisis“ wurde, wie dieses Papier, mit Mitteln der Robert Bosch Stiftung ermöglicht; „Follow the Money“ wurde aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanziert.