Indiens neues Selbstbewusstsein
Pakistans Premierminister Nawaz Sharif, US-Präsident Barack Obama und der britische Premierminister David Cameron gehörten zu den ersten Gratulanten für den neuen Regierungschef Narendra Modi nach seinem überwältigenden Wahlsieg in Indien. Lang gehegte Bedenken aufgrund seiner schillernden Vergangenheit wurden schon vor Monaten beiseitegeschoben. Mit stolzgeschwellter Brust über die erste absolute Mehrheit seiner Partei wird Modi einen anderen außenpolitischen Stil pflegen als sein Vorgänger und deutsche Vorstellungen einer auf Regeln und Institutionen begründeten Weltordnung in Frage stellen. Damit ist es höchste Zeit für die Bundesregierung, die von ihr proklamierte „neue Gestaltungsmacht“ ernst zu nehmen und eigene Selbstverständlichkeiten, was gerechte Regeln der Weltordnung ausmacht, zu hinterfragen.
Die neue indische Außenpolitik wird vor allem entschiedener und selbstbewusster daherkommen, auch wenn Modi noch kaum eigene außenpolitische Vorstellungen gesammelt und artikuliert hat. Die einzige vorherige BJP-Regierung unter Premierminister Vajpajee, an der Modi sich orientieren will, ordnete als eine ihrer ersten außenpolitisch wirksamen Handlungen Tests der indischen Atomwaffen an.
Im Gegensatz zur Vajpajee-Regierung muss Modi jedoch kaum auf Koalitionspartner Rücksicht nehmen. Das kann ihm die Freiheit verschaffen, sich von Partikularinteressen zu lösen und die Minderheiten im Inneren sowie die Nachbarn im Äußeren respektvoll zu behandeln. Angesichts seiner politischen Heimat in militanten hindu-nationalistischen Kreisen scheint dies jedoch eher Hoffnung als Gewissheit. Im Wahlkampf präsentierte sich Modi stets als Mann der Entschiedenheit und klaren Worte.
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