Commentary

Hilflose Helfer

08 Jul 2011, 
published in
Der Tagesspiegel

An diesem Samstag erklärt der Südsudan seine Unabhängigkeit, am kommenden Mittwoch wird der UN-Sicherheitsrat unter Vorsitz von Bundesaußenminister Guido Westerwelle das Land für die Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen vorschlagen. Westerwelle möchte dazu beitragen, dass zwei stabile sudanesische Staaten in guter Nachbarschaft miteinander leben.”

Das wird schwer. Die wirtschaftlichen und sozialen Indikatoren des Südsudan gehören zu den schlechtesten derWelt. Das Land hat keine funktionierende Verwaltung, Polizei, Justiz, Bildungsoder Gesundheitssystem. Es ist vollerWaffen und noch nicht demobilisierter Kämpfer – die Armee ist überdimensioniert und undiszipliniert. Der Staatshaushalt verlässt sich allein auf Öleinnahmen und Mittel ausländischer Geber, das Steueraufkommen ist klein. Verkehrsverbindungen in die übrigen Teile des Landes, das so groß ist wie die iberische Halbinsel, sind schlecht.

Außer einer diffusen Leidensgeschichte eint die ethnischen Gruppen, die den Südsudan ausmachen, wenig. Es gibt viele lokale Konfliktherde, in denen es um Land, Vieh und die Macht rivalisierender Ethnien geht – 1600 Tote sind dieses Jahr bereits in Kämpfen zu beklagen, weit mehr als in der Krisenregion Darfur. Die Beziehungen zum Nordsudan sind in vielen Punkten ungeklärt. Gleichzeitig erwarten die Südsudanesen schnell eine Friedensdividende – und für viele der neuen Machthaber, die sich aus der Rebellenarmee speisen, heißt der Übergang in die Unabhängigkeit allzu oft vor allem das Auszahlen einer Friedensdividende an sich selbst und die erweiterten persönlichen Netzwerke. Von wenigen Ausnahmen abgesehen ist eine breite südsudanesische Elite, die sich um das öffentliche Gut sorgt, nicht in Sicht.

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