Deutsche Diplomatie ohne Diplomaten
Letzten Freitag stimmte der Bundestag mit klarer Mehrheit für die Aufnahme von Verhandlungen mit Griechenland über ein neues Rettungspaket. Dieses würde die deutschen Garantien auf mehr als 100 Milliarden Euro bringen. Doch anstatt minimale Anerkennung dafür zu finden, befindet sich das Deutschlandbild innerhalb Europas und darüber hinaus in einem rapiden Sinkflug. Deutschland wird als der harsche und herzlose Hegemon gesehen, der gnadenlos gegen kleinere Länder vorgeht, wenn sie die bittere deutsche Medizin von Budgetdisziplin und schmerzhafen Reformen verweigern.
Nach dem Krisengipfel vom 11. /12. Juli explodierte die Kritik an Deutschland. Die Reaktionen in Portugal, das oft von der Regierung als Vorzeige-Krisenland angeführt wird, illustrieren einen breiteren Trend. Público, eine prominente Tageszeitung, sprach vom “Wochenende, an dem die europäische Idee starb” durch “mentales Waterboarding” von Seiten Deutschlands. Die Zeitung kürte zudem den deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble zur “größten Gefahr für Europa”. Der grüne Europaparlamentarier Reinhard Bütikofer argumentierte, dass das “herzlose, diktatorische und häßliche Deutschland wieder ein Gesicht hat, das von Schäuble”.
Egal was man von solchen extremen Äußerungen halt, ist der entstandene Schaden am deutschen Ruf nicht von der Hand zu weisen. Deshalb ist es von zentraler Bedeutung, die Quellen des diplomatischen Versagens besser zu verstehen. Es fällt auf, dass keiner der Hauptakteure im Griechenlanddrama Diplomat ist. Drei Top-Politiker machten die Griechenlandpolitik am Krisenwochenende unter sich aus: Schäuble, Kanzlerin Merkel und Vizekanzler und Wirtschaftsminister Gabriel.
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